Projekt Flora von Frankfurt am Main
Was ist eine „Flora“?
Als „Flora“ bezeichnet man den gesamten Bestand an Pflanzenarten innerhalb einer bestimmten Region.
Ebenfalls als „Flora“ oder „Florenwerk“ betitelt man eine Veröffentlichung, in der die Pflanzenarten einer Region aufgelistet sind, oft zusammen mit ihrer Beschreibung, Angaben zur Verbreitung und Bestimmungsschlüsseln.
Umfang und Zusammensetzung des Pflanzenbestandes unterliegt ständigem Wandel und gerade in einer so dynamischen Stadt wie Frankfurt verändert sie sich rasant.
Dieses Internetportal umfasst Angaben aus verschiedenen Zeiten und spiegelt daher die Veränderung der Frankfurter Flora in Raum und Zeit wider.
Geschichte der Erforschung der Frankfurter Flora
Die Geschichte der Erforschung der Frankfurter Flora lässt sich bis ins 18. Jh. zurückverfolgen. Bereits Johann Christian Senckenberg (1707-1772) hatte eine Flora von Frankfurt geplant. Die erste „Flora Moeno-Francofurtana“ veröffentlichte 1772/1778 dann der erste Stiftsarzt der Dr. Senckenbergischen Stiftung: Johann Jacob Reichard. Eine Anzahl weiterer Florenwerke folgte, das letzte 1941, geschrieben von Otto Burck („Flora des Frankfurt-Mainzer Beckens“). Zusätzlich wurde die Pflanzenwelt Frankfurts durch Herbarbelege oder in anderen Veröffentlichungen dokumentiert. Der Umfang der erfassten Pflanzen war je nach den tätigen Personen recht unterschiedlich. Besonders in der Zeit zwischen 1960 und 1985 war die Dokumentation sehr lückenhaft, so dass wenige Daten aus dieser Zeit überliefert sind.
1985 wurde die Arbeitsgruppe Biotopkartierung am Forschungsinstitut Senckenberg und bereits wenige Jahre vorher die „Projektgruppe Flora Frankfurt“ gegründet, die die Pflanzenwelt Frankfurts systematisch und flächendeckend erfassten. In Rahmen der Biotopkartierung erschienen zahlreiche Diplomarbeiten und Publikationen – ein zusammenfassendes Florenwerk aber fehlt bis heute.
Mit dieser Internet-Seite soll nun die Fülle an Daten seit Beginn der floristischen Erforschung des Stadtgebietes der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Hinterlegt ist eine Datenbank, in der die Dokumentationen aus den verschiedenen Epochen bis heute zusammengeführt werden, eine Arbeit, die nicht abgeschlossen ist und die ständig um aktuelle Funde aus unserer Feldarbeit ergänzt wird. Der Vorteil dieser Datenbank-basierten Internet-Flora gegenüber einer gedruckten Flora ist also die Möglichkeit der ständigen Aktualisierung!
Die Datenbankgrundlage und ihre Internet-Präsentation
In der Datenbank werden Angaben aus verschiedenen Zeiten zusammengeführt. Dabei müssen verschiedene Aspekte berücksichtigt werden:
Namen der Pflanzenarten:
Pflanzenarten können zu früheren Zeiten anders aufgefasst und definiert worden sein. So kann es passieren, dass einzelne Exemplare heute anderen Arten zugeordnet werden. Oder eine Art wird heute in Unterarten aufgetrennt, die man früher nicht differenziert hat. Nur in den Fällen, in denen Herbarmaterial im Herbarium Senckenbergianum hinterlegt wurde, lässt sich dies genau überprüfen.
Die Benennung der Pflanzen folgt Buttler & Hand (2008).
Fundortangaben waren früher oft ungenau, daher kann der Fundpunkt nur mit einer großen Unschärfe angegeben werden.
Heute werden Pflanzenfunde auf zwei verschiedene Weisen dokumentiert:
Entweder man erfasst einen speziellen Fundort möglichst genau, indem man z. B. mit einem GPS-Gerät die Koordinaten ermittelt, den Wuchsort in eine Karte einzeichnet oder ihn beschreibt, wie dies auch schon bei den historischen Angaben gemacht wurde, z. B. „am Forsthaus“.
Seit Ende des 19. Jh. kennt man aber auch sogenannte „Rasterkartierungen“. Dafür wird ein Gebiet mit einem Gitter überzogen (z. B. 500 x 500 m) und das Vorkommen nur für das jeweilige Feld erfasst, ohne den exakten Fundpunkt zu notieren. Dies kann insbesondere bei häufigen Arten sinnvoll sein. Es wäre z. B. sehr schwierig, jedes einzelne Gänseblümchen in Frankfurt mit einer genauen Koordinate zu erfassen. Mit einer Rasterkartierung kann man aber die Verbreitung häufiger Arten relativ schnell erfassen und darstellen.
In der zugrunde liegenden Datenbank sind alle Fundemit Rasterangaben mit einer Unschärfe versehen, d. h. dem Radius, in dem der Fund tatsächlich liegen kann (z. B. wird in einem 500 x 500 m großen Feld die Unschärfe näherungsweise mit 250 m angegeben). Damit wird es möglich, punktgenaue Angaben und Daten aus Rasterkartierungen gemeinsam darzustellen.
Kartendarstellung
Auf dieser Internetseite werden verschiedene Darstellungsmöglichkeiten angeboten:
In der „Punkt-Karte“ werden Fundpunkte je nach Unschärfe in zwei Unschärfe-Bereiche eingeordnet und mit verschiedenen Symbolen dargestellt:
a. Unschärfe: 1-500 m
b. Unschärfe: 501-2500 m
Alle Fundangaben mit einer Unschärfe über 2500 m werden wegen der zu hohen Ungenauigkeit nicht mehr angezeigt. Falls es sich aber um historisch interessante Angaben handelt, werden sie im Text erwähnt.
Die Punkt-Karte ist besonders interessant, um sich über die Vorkommen seltenerer Arten zu informieren.
Der „Raster-Karte (Stadt)“ liegt das Raster zugrunde, das für die flächendeckende Kartierung Frankfurts entworfen wurde. Hier wird angezeigt, in welchen Rasterfeldern die jeweilige Pflanzenart vorkommt. Dabei geht folgende Unschärfe-Information mit ein:
a. Unschärfe: 1-250 m
b. Unschärfe: 251-1000 m
Zu a: Bei den genaueren Angaben wird pro Fund gleichzeitig das 0,5x0,5 km Rasterfeld (dunkelrot), aber auch das 2x2 km Quadrat (hellrot) angezeigt.
Zu b: Die Funde werden wegen der großen Unschärfe nur als 2x2 km hellrot gefärbtes Quadrat angezeigt.
Alle Angaben mit einer Unschärfe über 1000 m werden wegen der zu hohen Ungenauigkeit nicht mehr angezeigt. Falls es sich aber um historisch interessante Angaben handelt, werden sie im Text erwähnt.
Die Raster-Karte (Stadt) eignet sich besonders, um einen Überblick über die Verbreitung häufigerer Arten zu erhalten.
In der „Punkt-Karte (TK25)“ werden die gleichen Punkte wie bei der ersten Punkt-Karte angezeigt, aber die Rasterung der Topographische Karten 1:25 000 („TK25“) hinterlegt.
Die Punkt-Karte (TK25) dient dazu, die Frankfurter Funde in einem überregionalen Zusammenhang zu betrachten, da diese Kartengrundlage und -einteilung in hessen- und deutschlandweiten Kartierungen üblich ist.
Der Zeitpunkt des Vorkommens einer Pflanzenart wird nachvollziehbar, wenn man unterhalb der online verfügbaren Verbreitungskarte verschiedene Zeiträume auswählt. Zusätzlich kann interessant sein, dem Zeitraum entsprechend die Bebauung auszuwählen (möglich 1900, 1955, 2008).
Durch die Darstellung von Gewässerverläufen, Bebauungsgrenzen und Waldgebieten ist es z. T. ebenfalls möglich, bevorzugte Pflanzenstandorte zu erkennen (Beispiel Acer saccharinum).
Bitte zitieren Sie die Seite wie folgt:
Bönsel, D., Brunken, U., Gregor, T., Malten, A., Ottich, I. & G. Zizka (2009): Flora von Frankfurt am Main. URL: http://www.flora-frankfurt.de. - Senckenberg Forschungsinstitut, Frankfurt/Main.